Der Kranz
„Ich brauche bitte einen Kranz für eine Urnenbeisetzung. Ich weiß, was er kosten soll, bei dem Rest brauche ich Ihre Hilfe.“
Die Verkäuferin im Blumenladen nickt mir kurz zu und verschwindet im Hinterzimmer.
Ratlos stehe ich in dem schönsten Blumenladen meines Viertels.
Bisher habe ich hier nur Blumensträuße für Geburtstage (für meine Tante und meine Schwägerin) oder überstandene Zahn-OPs (für mich) gekauft.
„So, schaun’s mal. Das ist die Größe für den Preis.“ Die Verkäuferin hält mir einen runden Tannenkranz hin, in den ein paar Beeren und anderes Grün eingebunden sind. Die Namen kenne ich nicht. Ebenso wenig kenne ich die Gefühle, die in diesem Moment in mir aufsteigen. Bloß jetzt nicht weinen, denke ich.
Ein Kranz sollte die Persönlichkeit des Verstorbenen widerspiegeln, denke ich weiter.
Ich sehe die letzten fröhlichen Sonnenblumen des Jahres in andere bunte Blumensträuße eingebunden. Nein. Das war mein Vater nicht.
Die Verkäuferin stellt eine orange-gelbe Blumenkombination zusammen.
„Nein, das gefällt mir nicht. Ich kann Ihnen aber sagen, was mir gefällt.“
Ich wähle eine zarte Kombination aus rosa Rosen und lila Astern. In diesem Moment wird mir klar, dass ich entscheide, wie ich meinen Vater verabschieden möchte.
„Das gefällt mir.“
„Wollen Sie dazu noch eine Schleife?“
„Muss man das?“, frage ich.
„Nein. Müssen tun Sie es nicht.“
„Dann nein, danke.“
Ich regle noch die Formalitäten mit der Verkäuferin und verlasse dann den Laden.
Jetzt fließen die Tränen.
Der Tod meines Vaters ist noch ein Stück realer geworden.
Eine Schleife brauchtest du für den Kranz nicht, liebe Irene, nein. Aber jetzt kriegst du eine für um diesen Text! 🎀 Danke, dass du uns mitnimmst auf deine Trauerreise!