Das Trauer ABC – Buchstabe D

Der 24. Mai: Ein Tag, der mein Leben veränderte

Der 24. Mai 1996 markiert einen Wendepunkt in meinem Leben, einen Tag, der mein Dasein für immer veränderte. Jedes Jahr erinnere ich mich an diesen Tag und die Woche davor, in der alles begann.

Erinnerungen an den Tag

Eine Woche vor diesem schicksalhaften Tag begannen die Erinnerungen. Jedes Mal, wenn ich die Augen schließe, sehe ich die Szenen dieses Tages wie einen Film vor meinem inneren Auge ablaufen: quietschende rote Sneakers auf grünem Linoleumboden, lange Gänge und eine weiße Tür. Dahinter sehe ich nur noch Gelb, und die blauen Augen meiner Mutter sind für immer geschlossen.

Die Gegenwart und der Umgang mit der Vergangenheit

Dieses Jahr ist anders. Ich kann im Jetzt bleiben. Die Bilder sind zwar noch in meinem Kopf, aber sie lösen nicht mehr den tiefen Schmerz aus, den ich so lange in mir getragen habe. Es bleibt mein ganz persönlicher Horrorfilm, aber er ist ein Teil von mir und meinem Leben.

Der 24. Mai: Ein besonderer Tag

Am 24. Mai nehme ich mir „frei“. Ich gehe nicht ans Telefon, beantworte keine Nachrichten oder E-Mails. Ich packe meinen Rucksack mit drei Dingen, die mich an meine Mutter erinnern, und gehe zur Therapie.

Die Therapie und die Erinnerungen

In der Therapiestunde erzähle ich die Geschichte der goldenen Kette meiner Mutter, die ich fünf Jahre lang jeden Tag getragen habe. Ich spreche von der griechisch-orthodoxen Hochzeit und zeige meiner Therapeutin das grüne Samtkostüm meiner Mutter sowie Fotos aus gemeinsamen Familienurlauben. In dieser Stunde lerne ich, dass Trauer leichter wird, wenn sie geteilt wird. Ich fühle mich meiner Mutter näher als je zuvor, als säße sie mit mir im Raum.

Der Schlüsselsatz und das Geschenk des Lebens

Auf dem Heimweg kommt mir plötzlich ein Satz in den Sinn: „Das Leben ist ein Geschenk, auch wenn die, die wir am meisten lieben, schon gegangen sind.“ Am Abend zünde ich eine Kerze für meine Mutter an und bedanke mich bei ihr für genau das: mein Leben.

Danke fürs Lesen,
deine Irene

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