Kalo taxidi, Papa – ein Abschied in Samt und Tränen
„Was soll ich bloß anziehen?“
Mein Leben steht skeptisch vor dem Kleiderschrank und mustert meine Kleidung.
Es ist die erste Beerdigung meines Lebens.
Die dritte von mir und meiner Trauer.
„Etwas in gedeckten Tönen wäre heute angemessen“, murmle ich, während ich prüfend vor dem Spiegel stehe und an meinem neuen schwarzen Samtanzug zupfe.
Es war mir wichtig, heute Samt zu tragen. Das grüne Samtkostüm meiner Mutter, das sie an ihrem Hochzeitstag getragen hatte, hängt noch immer in meinem Schrank – so wollte ich sie bei mir haben.
„Du meinst doch nicht ernsthaft schwarz, oder?“
Entsetzt fährt das Leben mit der Hand vor einem schwarzen Leinenblazer zurück – einem schlichten Modell, das ich für die Arbeit gekauft habe.
„Was ist falsch an Schwarz?“
Meine Trauer tritt ins Schlafzimmer, lässt sich ohne Umschweife auf mein Bett fallen.
Sie ist bereits fertig. Ein maßgeschneiderter Anzug umhüllt ihre schlanke, hochgewachsene Figur.
In den Wochen seit dem Tod meines Vaters ist sie erneut gewachsen.
Beim Raumwechsel in meiner Wohnung muss sie sich nun unter Türrahmen ducken, und auf meiner Couch schlafen geht schon lange nicht mehr.
Ich habe ihr eine aufblasbare Matratze besorgt – in XXXL. Sie wohnt jetzt im Wohnzimmer.
„Schwarz ist doch keine Farbe! Das hier ist eine Farbe!“
Mein Leben zupft demonstrativ am Kragen ihres gelben T-Shirts.
„Unangebracht für heute“, kommentiert meine Trauer und beginnt, sich auf meinem Bett die Fingernägel zu feilen.
Irgh!
„Wie sehe ich aus?“, frage ich schließlich.
Die Augen meiner Trauer füllen sich mit Tränen.
„Wunderschön“, sagt sie leise. „Dein Vater wäre stolz auf dich.“
„Sehr traurig!“, ruft mein Leben und zieht einen dunkelblauen Pullover aus dem Schrank. Sie schlüpft hinein, als wolle sie sich gegen den Tag wappnen.
„Heute ist ein sehr trauriger Tag“, antworte ich.
Mein Herz füllt sich mit der Farbe des schwarzen Stoffs.
Am Ende dieses Tages hat niemand darauf geachtet, was ich getragen habe.
Es war eine schöne Beerdigung.
Alte Wegbegleiter meines Vaters waren gekommen, erzählten Geschichten über ihn. Ich kann mich an keine einzelne erinnern.
Ein griechischer Freund meines Vaters trat am Grab vor die versammelte Runde, verabschiedete sich mit einem einfachen Satz:
„Kalo taxidi.“
Gute Reise.