Ich gehe vor Schock in die Knie

Am nächsten Tag kam ein anderer Anruf. Ein Anruf, von dem ich wusste, dass er kommen wird.

Irgendwann.

„Irene, es tut mir sehr leid. Aber ich muss dir sagen, dass heute Nacht der Papa gestorben ist.“ Sagt mein Bruder. 

Wieder gehe ich in die Knie. Diesmal vor Schock. 

„Er liegt jetzt noch in seinem Bett. Komm dich verabschieden, wann immer du magst.“

Ich melde mich von der Arbeit ab und gehe als erstes wieder zurück in mein Bett. Dort liege ich und meine Gedanken kreisen:

„Mein Vater ist tot. Mein Vater ist tot. Mein Vater ist tot.“

Als ich dann ein paar Stunden später am Bett meines toten Vaters saß, spürte ich eine große Traurigkeit in mir. Sie fühlte sich an wie eine Decke, die mir schwer auf den Schulter lag. Gleichzeitig spürte ich genau, dass der Körper, der vor mir lag, nicht mehr mein Vater war. Seine Essenz/ seine Seele war nicht mehr da. 

Seine menschlichen Überreste holten später an diesem Tag ein Bestattungsunternehmen ab. 

Wie paralysiert standen ich und ein Teil meiner Familie auf der großen Treppe, die durch mein Elternhaus führt, und sahen den zwei Männer zu, die mit einer Bahre kamen. Von der Treppe aus konnte ich nicht ins Schlafzimmer sehen, aber das Geräusch von einem Reißverschluss, der zugezogen wird, das konnte ich in der Stille, die das Haus auf einmal erfasste, ganz deutlich hören.

Ich musste raus! Raus – an die frische Luft und stellte mich vor die Haustür.  

Als der Bestatter dann die Bahre mit meinem Vater nach draußen kahrte, zerriss es mich vor Emotionen: Trauer, Wut, Schmerz überkamen mich.

Es war so ein endgültiger Moment. Mein Vater verließ nun das was ihm am heiligsten war: sein Haus. 

Er starb an einem Herzinfarkt. Mit 84. 

So wie er es sich immer gewünscht hat: zu Hause in seinem Bett. Schmerzen wird er wohl nicht gehabt haben, meinte der Arzt. 

Gute Reise! Kalo taxidi! 

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