Geister

Glaubst du an Geister?

Jenseitskontakte?

Energien? 

Ich weiß nicht, welchen Namen ich diesem Erlebnis geben soll, aber es war so:

Am Morgen, vor dem Geburtstag meiner verstorbenen Mutter, wachte ich auf und in diesem kurzen Momenten, zwischen Wachen und Schlafen, hatte ich das Gefühl meine Mutter sitzt an meinem Bett. So wie früher. Als ihre Anwesenheit noch die Geister unter meinem Kinderbett vertrieben hat. Ich hatte das Gefühl, dass sie mich anlächelt und mir sanft über das Gesicht streicht: „Kukla mu.“ Mein Püppchen flüsterte sie.

Es war, als hätten sich meine Vergangenheit und mein Jetzt, wie feine Spinnweben verwoben und die Berührung meiner Mutter löste eine Erinnerung aus. 

Meine Familie und ich sind früher fast jedes Jahr in den Wanderulaub nach Seefeld gefahren. Wir hatten dort eine Ferienwohnung gemietet, immer bei der gleichen Familie. Anfangs gingen wir noch alle zusammen wandern. Dann kamen die Anfänge der Pubertät und jeder der Kinder ging seinen eigenen Interessen nach. Ich ging reiten und flog im hohen Bogen von einem Pferd, um dann am nächsten Tag mich wieder in den Sattel zu schwingen.

Immer dabei war meine Tante, die Schwester meiner Mutter und ein Hund namens Derry. Ein wunderschöner Springerspaniel, der meine Tante abgöttisch liebte und sie ihn. Er war nur ein Leihhund und gehörte doch irgendwie zu uns dazu. 

Er war ein treuer Begleiter auf all unseren Wanderungen und vor allem ein großer Fan von Tennisbällen. Selbst in den abgelegensten Gegend fand er diese zerknautschten und längst vergessen geglaubten, gelben Dinger und legte uns seine Beute stolz zu Füßen. 

Auf einer Wanderung wälzte sich Derry wieder mal hingebungsvoll auf einer Wiese. Leider merkte meine Tante zu spät, dass er dabei einen Kuhfladen erwischt hat. Fluchend und schimpfend spritze sie an der nächsten Alm ab und wurde dabei selber nass. Wir lachten herzlich und die Geschichte ging in die Familienhistorie ein und wurde immer wieder ausgepackt, wie ein Geschenk was uns für immer verbindet. 

Ich fühle Geborgenheit, wenn ich an diese Geschichte denke.

Ich war die Tochter meiner Mutter, die Schwester meiner Brüder und die LieblingsNichte meiner Tante. Alles erschien so einfach, mein Platz so klar geregelt. 

Dann kam der Meteorit in Form dem Tod meiner Mutter und zerstörte das kleine Universum meiner Familie. Diese Erinnerungen helfen mir nicht zu vergessen, dass es sie mal gab: die Familie. Diese Erinnerungen, wie die Geschichte von Derry und dem Kuhfladen glimmen immer seltener in meinem Herzen auf. Sie sind leider sehr flüchtig, so wie Glühwürmchen die eigenwillig dann auftauchen wann sie wollen und nicht wann ich es will.

Deshalb schreibe ich sie lieber hier auf, damit ich sie nicht vergesse.

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