Das Trauer ABC – Buchstabe N
Während meiner Zeit in Nurias spiritueller Community erlebte ich eine transformative Reise der Selbstentdeckung und Heilung, die mir erstmals Zugang zu meinen Emotionen ermöglichte, jedoch auch eine Abhängigkeit von der Community und eine Entfremdung von meinem eigenen Leben mit sich brachte.
Buchstabe N, wie Nuria oder meine Zeit bei einem spirituellen „Guru“/ Jahr 2017 – 2019
„Nuria Podcast: Eine Reise zur Selbstfindung und Heilung“ – Jede Folge startete mit den Worten „Es ist so schön, dass es dich gibt!“ Ein Satz, den mir bisher noch niemand gesagt hatte. In dieser Zeit suchte ich nach Orientierung in meinem Leben und wartete ungeduldig auf jede neue Podcast-Folge. Ich erhoffte mir, dass Nuria mir – wenn auch nur virtuell – helfen könnte, die Last, die mich damals so überwältigte, zu erleichtern.
Durch ihren Podcast wurde ich auf ihr Online-Persönlichkeitsentwicklungs-Bootcamp aufmerksam und kaufte es mir gleich dreimal. Es versprach eine schnelle Innere-Kind- und Ahnenheilung sowie Zugang zu Yoga-Videos, Mudras, Meditationen, Affirmationen und ein umfangreiches Workbook – selbstverständlich mit Nurias Konterfei. Ich nahm alles in mich auf und tauchte in eine neue Welt ein, in der scheinbar für jedes Problem eine Lösung existierte.
Durch die Community rund um Nuria lernte ich viele großartige Menschen kennen und verbrachte mehrere schöne Jahre mit ihnen. Allerdings bemerkte ich auch Dinge, die mir missfielen: emotionale Übergriffe, unqualifizierte Ratschläge, Network-Marketing und andere Coaches, die ihre Kunden aus der Community abwarben. Ich fühlte mich in einer spirituellen Blase gefangen, in der ich mich ständig fehl am Platz fühlte. Um dieses Ungleichgewicht auszugleichen, investierte ich immer mehr Zeit, Energie und Geld in die Community. Mein ganzes Leben drehte sich nur noch um Nuria und ihre Anhänger. Ich wurde süchtig nach dieser schillernden Welt der Selbstoptimierung. Dafür kann Nuria jedoch nicht verantwortlich gemacht werden. Ebenso wenig wie die Community.
Durch das Persönlichkeitsbootcamp erlangte ich Zugang zu meinen Gefühlen und begann zu trauern – zum ersten Mal in meinem Leben, zwanzig Jahre nach dem Tod meiner Mutter. Dafür bin ich zutiefst dankbar. Den Rest lasse ich in der Vergangenheit ruhen.
Wie habt ihr persönlich erlebt, dass eure spirituelle Reise oder euer Streben nach Selbstoptimierung eure Beziehung zu euch selbst und eurem Umfeld beeinflusst hat? Oder: was ist dein N im Trauer ABC?
Ich danke dir fürs Lesen und freue mich auf ein Kommentar von dir, deine Irene