Das Trauer ABC – Buchstabe Y
Weil oft schon ein wenig Bewegung und Atmen in der Trauer etwas löst.
In meiner ersten Yoga-Stunde fühlte ich mich unglaublich unbeholfen, fast lächerlich. Nichts ergab Sinn. Mein Verstand übertönte meinen Körper. Katze-Kuh, herabschauender Hund, Baum – was sollte das bedeuten? Ich verließ die Stunde mit einem Haufen Fragezeichen im Kopf und erwog ernsthaft, den Kurs abzubrechen. Wie sollte Atmen und sich bewegen mir helfen? Ich erinnere mich nicht mehr genau, was mich damals antrieb, aber ich entschied mich dafür, dranzubleiben. Tatsächlich folgten darauf unzählige weitere Stunden und sogar Yoga-Retreats, überall auf der Welt: von Bali über Sri Lanka bis nach Deutschland.
Während meiner Reisen lernte ich viele wundervolle Menschen kennen, mit einigen davon halte ich immer noch über die sozialen Medien Kontakt. Ich hatte sogar Momente, in denen ich erwog, selbst Yogalehrerin zu werden. Doch eine abgesagte Ausbildung auf Bali und eine abgebrochene Online-Ausbildung lehrten mich, dass ich lieber Schülerin bleibe – ein Leben lang.
Ähnlich empfinde ich meine Trauer. Sie lehrt mich, meinen eigenen Weg außerhalb der Yogamatte zu gehen, und ich lerne, Meisterin dieses Weges zu sein – oder besser gesagt, Mensch.
Yoga zeigt mir immer wieder, dass mein Körper die wahre Meisterin ist. Mal ist er müde, mal energiegeladen, mal irgendwo dazwischen. Doch das Schöne am Yoga ist, dass ich mich danach immer anders fühle als vorher. Manchmal löst sich etwas in mir, sei es ein seelischer oder körperlicher Schmerz, manchmal hilft Yoga mir, wieder zu mir selbst zu finden, und manchmal fülle ich einfach nur Zeit damit. Doch jedes Mal, wenn ich die Yogamatte betrete und wieder verlasse, spüre ich eine Veränderung in mir, sei es auch nur um einen Millimeter. Ich komme wieder ins Fühlen, und manchmal fließen Tränen – ein Zeichen dafür, dass etwas in Bewegung gerät.
Wie stehst du zu Yoga? Oder was ist dann Y aus dem #trauerabc? Was bringt dich wieder ins Fühlen?
Ich danke dir für dein Kommentar, deine Irene