„Was ist ein Tabu?“ frägt mich meine Trauer
„Hatschi.“
„Gesundheit.“ meine Trauer reicht mir das nächste Taschentuch.
„Danke. Ich habe mich schon gewundert, wann ich mal dran bin. Drei Jahre war ich jetzt nicht krank und jetzt liege ich flach. Ich bin froh, dass du bei mir bist.“ mit einem dicken Kopf sprechen, fällt mir heute schwer.
„HmHm.“ antwortet meine Trauer und zählt die verbleibenden Taschentücher: „Deine Taschentücher neigen sich dem Ende zu.“ „Ich weiß“ stöhne ich: „Ich habe keinen Bock einkaufen zu gehen.“ „Wirst du wohl müssen.“ antwortet meine Trauer trocken. „Hey, welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?“ frage ich, da meine Trauer -ausnahmsweise – wenig mitfühlenden ist. „Wann wolltest du mir eigentlich erzählen, dass du unsere Gespräche jmd anderem zu lesen gegeben hast?“ fragt mich meine Trauer leicht säuerlich. „Jetzt?“ frage ich zögerlich. „Hmpf. Ich finde du hättest mich VORHER fragen sollen!“ meine Trauer ist wirklich beleidigt, wie ich jetzt feststelle. „Du, hör mal, es tut mir leid. Aber es wird sich nichts ändern, wenn keiner über das Tabu Thema Trauer spricht.“
„Tabu?“ frägt mich meine Trauer. „Was ist ein T a b u ?“ „Ein Gesellschaftsspiel?“ frage ich.
„Und im Ernst?“ meine Trauer ist auf der Kippe richtig sauer zu werden. „Im Ernst…“ ich suche nach Worten. „Im Ernst ist es so, dass du Angst machen kannst. Du bist unsichtbar und hast doch die Kraft ein ganzes Leben auf den Kopf zu stellen – das ist verwirrend und da fehlen einem manchmal die Worte.“ „Hmm.“ meine Trauer überlegt: „Vielleicht ist es ja dann doch ganz okay, dass du anderen unsere Geschichten zum Lesen gibst?“
„Vielleicht.“ antworte ich. „Vielleicht ist es auch so, dass wenn keiner drüber redet, sich auch nicht ändern wird, an diesem Dings, äh ich meine an diesem Tabu.“ überlegt meine Trauer laut. Ich nicke nur und schnäuzte mich nochmal ausgiebig.
„Wenn du zum Rewe gehst, bring mir die leckeren coconut cookies mit.“ ruft meine Trauer mir noch nach, während ich mich langsam anziehe um neue Tempos zu kaufen.